Wie überzeugt man die Geschäftsführung von einem Social Intranet?

Haben Sie eine Art ‘how to sell digital transformation to your boss’?

Das ist eine spannende Frage. Schon ganz am Anfang im Jahr 2001, als wir die ersten Intranets gebaut haben, habe ich darüber etwas bei Jakob Nielsen gelesen (siehe “Literaturempfehlungen”). Ich halte ihn und sein Team bei der Nielsen Norman Group bis heute für die Leuchttürme der Intranet-Forschung.

Nielsen sprach schon damals von “Strong backing from the top”. Es klappt einfach besser, wenn der Chef auch Bock auf das Intranet und digitale Prozesse hat. Das ist kein einfacher Spruch und auch keine Lappalie. Denn wir erleben immer wieder und nicht selten, dass gerade die relevanten Führungspersonen bei unseren Anfragenden nicht viel Energie für die ganze Sache aufbringen können. Das frustriert die anderen dann. Sie suchen nach den richtigen Argumenten und Ansatzpunkten, um das zu ändern. Und so entsteht vermutlich auch die obige Frage nach der pauschalen Anleitung für den Chef.

Ohne die Geschäftsführung kann ein Intranet nicht sinnvoll etabliert werden. Wenn Sie also nicht ganz oben in der Hierarchie sitzen und sich aktuell als der oder die einzige Erleuchtete fühlen, dann lohnt es sich, die Führungskräfte zu bearbeiten. Und wenn das dann partout nicht klappt, kommt natürlich Frust auf.

Leider habe ich kein Geheimrezept anzubieten. Es gibt nicht die eine Folie, die alle überzeugt. Nicht zuletzt sprechen wir ja von immateriellen Werten und nicht direkt messbaren Veränderungen im Unternehmen. Ganz grob zusammengefasst, sollen Kosten gespart und die Qualität gesteigert werden. Aber eben nicht direkt, sondern über Konstrukte wie Transparenz, Kommunikation und Zusammenarbeit. “Ja, Meyer, das kannst du deiner Oma erzählen”, höre ich Ihren Chef sagen.

Am schönsten ist es natürlich, wenn Ihre Geschäftsführung sich direkt für das Thema begeistern kann, Sie ein Mandat und freie Hand bekommen, organisatorische, kulturelle und technische Änderungen anzustoßen, und dabei Geld keine Rolle spielt. Aber so läuft‘s halt meistens nicht. Was also tun, wenn die Chefin nicht mitspielt?

Zuallererst brauchen Sie Kommunikation. Sie stellen vor, warum aus Ihrer Sicht ein Intranet eine hohe Priorität in der Organisation haben sollte, und hören sich die Reaktion mal an. Was sind die Vorbehalte? Wo verfängt Ihre Argumentation nicht? Und genau da können Sie dann ansetzen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.

Der Klassiker ist allerdings, dass aktuell andere Themen wichtiger sind. Nur selten hören wir, dass ein Intranet nichts taugt oder als nicht wertvoll genug angesehen wird. Deshalb entsteht aus meiner Sicht auch oft der Frust. Wenn Sie Kosten sparen oder den Umsatz steigern wollen, gibt es ein paar wenige direkte und zweihunderttausend indirekte Maßnahmen. Welche davon jetzt eine hohe Priorität genießen sollte, ist sehr schwer zu beantworten. Und darüber kann es zu Recht Diskussionen geben. Versuchen Sie es doch mal so: Wenn das Thema A wichtiger als ein Intranet ist, dann überlegen Sie, wie ein Intranet (kurz: bessere Zusammenarbeit und mehr Transparenz und bessere Dokumentation und Referenz usw.) dabei helfen könnte, das Thema A zu unterstützen. Ein gutes Intranet kriegt das spielend hin. Und so kommen Sie vielleicht mit einem kleinen Projekt mit ins Spiel und können sich beweisen.

Denn “seeing is believing”: Wenn Ihr Chef sieht, was Sie auf die Beine stellen, und die Effekte erleben kann, bekommen Sie anschließend viel leichter mehr Unterstützung.

Natürlich können Sie auch die üblichen Machiavelli-Strategien verfolgen und andere Führungskräfte angehen, um deren Unterstützung zu bekommen. Aber passen Sie auf, dass Sie keinen überrollen. Denn das mögen die Unternehmenspolitiker gar nicht. Besser ist es, wenn Sie Ihr Intranet in dem Fall als eine Art Schweizer Taschenmesser verkaufen, das in unterschiedlichen Abteilungen unterschiedlich von Nutzen sein kann. Dann können Sie leichter die moralische Legitimation bekommen, sich mit ganz vielen Menschen zu unterhalten.

Es ist ein verschlungener Pfad. Aber die Investition lohnt sich. Das hatte ich ja schon an anderer Stelle ausführlich dargestellt. In kleinen Schritten gelingt Ihnen das. Nur Geduld.

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